Lernen mit Kopf, Herz und Hand

Johann Heinrich Pestalozzi



Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Jan. 1746 in Zürich in der Schweiz geboren. Er besuchte alle Schulen, die damals einem intelligenten Jungen, der in der Stadt wohnte, offen standen und lernt die Gedanken alter und neuer Philosophen kennen, vor allem die Gedanken und Werke von J. J. Rousseau. In seinen ersten Schriften setzte sich Pestalozzi mit der Regierungsweise der Herrschenden auseinander. Später studierte er, brach aber sein Theologie- und Jurastudium ab und begann eine landwirtschaftliche Lehre, um als Bauer zu leben. In einem kleinen Dorf in der Nähe von Zürich errichtet er einen Bauernhof, seinen Neuhof. Doch sein landwirtschaftliches Unternehmen scheiterte und ein Freund ermuntert ihn, Schriftsteller zu werden. Im Jahr 1798 wurde Pestalozzi mit der Leitung einer Anstalt für verwaiste Kinder beauftragt, diese Anstalt musste aber bereits nach einem halben Jahr aufgelöst werden. Pestalozzi schrieb seine Erfahrungen und Überlegungen in seinem „Brief an einen Freund über meinen Aufenthalt in Stans“ nieder, der heute noch als der bedeutendste pädagogische Text Pestalozzis gilt.Danach wollte Pestalozzi Lehrer werden und erhielt auch die Möglichkeit, ein Lehrerseminar und eine Erziehungsanstalt zu gründen. Er wurde von der Schweizer Regierung unterstützt und konnte in der Stadt Burgdorf seine neuen Unterrichtsmethoden ausarbeiten und anwenden. Hier schrieb er auch das Buch „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“, das ihn als großen Erzieher und Erneuerer der Grundschule – damals hieß sie Volksschule – bekannt machte. Pestalozzi gründete dann im Jahre 1804 eine neue Erziehungsanstalt in Yverdon, die in ganz Europa und vor allem aber auch in Preußen berühmt wurde. In den Jahren nach 1817 erschienen nach und nach sämtliche Schriften Pestalozzis in 15 Bänden, und er konnte nun endlich ohne finanzielle Sorgen leben. Nach der Schließung des Yverdoner Instituts zog sich Pestalozzi wieder auf seinen Bauernhof zurück und wollte dort eine Armenanstalt aufbauen, doch er starb während der Vorbereitungen am 17. Febr. 1827.

Pestalozzi (1746-1827) gilt als Urvater der modernen kindgerechten Pädagogik. Ohne ihn wäre die Pädagogik, wie wir sie heute kennen, nicht denkbar. Er war der Schöpfer der modernen Volksschule. Der Schweizer Pädagoge propagierte – ganz im Sinne der Aufklärung – die Idee der Bildung für alle, auch für Kinder aus den armen Schichten. Erstmals zeigte er Wege auf, wie Kinder verschiedenen Geschlechts sowie unterschiedlicher sozialer, religiöser und nationaler Herkunft gemeinsam erzogen werden konnten. Damit sollte jeder seiner Rolle als mündigen Bürger gerecht werden können. Durch seine Schriften wurde Pestalozzi zum Wegbereiter der Lehrerbildung und gab so den aufklärerischen Idealen wie allgemeine Menschenbildung, Überwindung der Standesunterschiede, Anerkennung der Menschenwürde und Hebung der Volksbildung wichtige Impulse. Sein Grundprinzipien, dass die Schule Kopf, Herz und Hand gleichermaßen ansprechen müsse und die Erkenntnis, dass Selbsttätigkeit für den Lernerfolg wesentlich ist, haben bis heute Gültigkeit. In seinem ab 1781 erschienene mehrbändigen Roman “Lienhard und Gertrud” legte Pestalozzi seine pädagogischen Grundsätze für die breite Allgemeinheit dar.

 “Kopf, Herz, Hand”

Den Schwerpunkt der Erziehung legte Pestalozzi auf die Ausbildung von sozialen Fähigkeiten. Recht von Unrecht voneinander unterscheiden zu können und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen sind Hauptmerkmale der Pestalozzi-Pädagogik. Ursprünglich wollte Pestalozzi primär seine Schüler in die Lage versetzen, ihr Leben zu meistern. Dazu diente ihm ein ganzheitlicher Unterricht, der sowohl den Kopf (“das Geistige”), das Herz (“das Sittliche”) als auch die Hand (“das Werktätige”) anspricht. Herzensbildung war für den Schweizer eine der zentralen Voraussetzungen, das Miteinander in der Gesellschaft zu verbessern und humaner zu gestalten. Auch in der Gegenwart gewinnen diese so genannten sozialen Kompetenzen wieder verstärkt an Bedeutung. “Emotionale Intelligenz” etwa zählt heute zu den Schlüsselqualifikationen der Berufswelt des 21. Jahrhunderts. Auffällig war Pestalozzis liebevolles Sich Kümmern um jedes einzelne Kind.

Gruppenarbeit und direkte Anschauung

Dass der in der damaligen Zeit übliche Frontalunterricht vom Lehrerpult aus nur unzureichend zur Vermittlung von Lerninhalten taugte, war eine der grundlegenden Einsichten Pestalozzis. In seinen Instituten fand Erziehen und Lernen deshalb meist in Gruppenarbeit statt oder aber im eigenverantwortlichen Für-sich-Lernen. Auch machte sich Pestalozzi die Tatsache zunutze, dass Kinder von anderen Kindern eher lernen als von Erwachsenen. Heute nennt man das den Einfluss der Peergroup. Als Lernmodell setzte Pestalozzi auf die direkte Anschauung. Inspiriert von Ideen des französischen Aufklärers Jean-Jacques Rousseau machte er in seiner “experimentelle Schule” im Schweizer Ort Burgdorf Lerninhalte für die Kinder unmittelbar sichtbar und erfahrbar: Schüler aller sozialen Schichten, zum Teil sehr lernbereit, zum Teil schwer erziehbar, wurden gemeinsam unterrichtet. Heute finden wir in jeder Stadt die aus diesen Gedanken resultierenden Gesamtschulen.

 
Zum Weiterlesen:
http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/schule/archiv _schulwissena-z/p~C3~A4dagogi/index,page=1309662.html
 
Bild:
„Pestalozzi Anker“ von Albert Anker, upload by Adrian Michael – Zentralbibliothek Zürich. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pestalozzi_Anker.jpg#/media/File:Pestalozzi_Anker.jpg
 
http://www.geschichte-schweiz.ch/aufklaerung.html
 
http://www.heinrich-pestalozzi.info/